Fluoxetin - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (2024)

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Fluoxetin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor, SSRI), das in erster Linie durch Hemmung des Serotonin-Transporters die Konzentration von Serotonin im synaptischen Spalt erhöht. Fluoxetin wird in der Therapie von Depression, Zwangsstörung und Bulimie eingesetzt.

Fluoxetin: Übersicht

Anwendung

Wirkmechanismus

Pharmakokinetik

Dosierung

Nebenwirkungen

Wechselwirkungen

Fluoxetin - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (7)

Anwendung

Fluoxetin wird hauptsächlich zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Das Antidepressivum wirkt anxiolytisch und stimmungsaufhellend. Fluoxetin ist außerdem ein starker CYP2D6-Inhibitor und besitzt eine sehr lange Halbwertszeit.

Anwendungsgebiete

  • Episoden einer Major Depression
  • Zwangsstörung
  • Bulimie

Wirkmechanismus

Der Wirkstoff Fluoxetin hemmt als sogenannter selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitor, wie der Name schon sagt, den Serotonintransporter und somit die Wiederaufnahme von Serotonin (5-HT) aus dem synaptischen Spalt in die Präsynapse, wodurch die Konzentration an Serotonin im synaptischen Spalt erhöht wird. Bei höheren Konzentrationen inhibiert der Wirkstoff außerdem 5HT2C-Rezeptoren.

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Pharmakokinetik

Resorption

  • Fluoxetin wird nach oraler Gabe gut aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert.
  • Die Bioverfügbarkeit wird durch Nahrungsaufnahme nicht beeinflusst.

Verteilung

  • Fluoxetin wird überwiegend (zu ca. 95%) an Plasmaprotein gebunden und zeigt ein großes Verteilungsvolumen (20 – 40 l/kg).
  • Die Steady-state-Plasmakonzentrationen werden nach mehreren Wochen erreicht.
  • Die Steady-state-Konzentrationen nach Langzeitgabe sind mit denen nach 4 bis 5 Wochen vergleichbar.

Biotransformation

  • Fluoxetin hat ein nicht-lineares pharmakokinetisches Profil mit hepatischem First-pass Effekt.
  • Maximale Plasmakonzentrationen werden im Allgemeinen nach 6 bis 8 Stunden erreicht.
  • Fluoxetin unterliegt einer ausgedehnten Metabolisierung über das polymorphe Enzym CYP2D6.
  • Fluoxetin wird primär in der Leber durch Demethylierung zum aktiven Metaboliten Norfluoxetin (Demethylfluoxetin) metabolisiert.

Elimination

  • Die Eliminationshalbwertzeit beträgt 4 bis 6 Tage für Fluoxetin und 4 bis 16 Tage für Norfluoxetin.
  • Die langen Halbwertzeiten sind verantwortlich dafür, dass die Substanz 5 bis 6 Wochen nach Absetzen der Behandlung noch im Körper zu finden ist.
  • Die Exkretion findet hauptsächlich (etwa 60%) über die Nieren statt.
  • Fluoxetin geht in die Muttermilch über.

Dosierung

Generell ist bei allen Indikationen für Erwachsene die lange Halbwertszeit von Fluoxetin und dem aktiven Metaboliten Norfluoxetin zu beachten, da auch 5 – 6 Wochen nach Absetzen noch wirksame Substanz im Körper verbleibt. Dosen von mehr als 80 mg/ Tag wurden nicht untersucht.

Episoden einer Major Depression

Bei erwachsenen und älteren Patienten beträgt die empfohlene Dosis 20 mg/Tag. Die Dosis sollte innerhalb von 3 – 4 Wochen nach Behandlungsbeginn überprüft und, falls erforderlich, individuell angepasst werden. Bei einigen Patienten kann die Dosis schrittweise bis auf maximal 60 mg erhöht werden. Generell sollten Patienten die niedrigste wirksame Dosis erhalten. Die Behandlungsdauer sollte mindestens 6 Monate betragen.

Bei Kindern und Jugendlichen (8 Jahre und älter) beträgt die Anfangsdosis 10 mg/Tag bei mittelgradiger bis schwerer Episoden einer Major Depression. Die Behandlung sollte nur unter der Aufsicht eines Spezialisten begonnen und von diesem überwacht werden. Die Dosis sollte individuell angepasst werden. Generell sollten die Patienten die niedrigste wirksame Dosis erhalten. Die Dosis kann nach ein bis zwei Wochen auf 20 mg/Tag erhöht werden. Klinische Prüfungen mit täglichen Dosen über 20 mg und Behandlungen von mehr als 9 Wochen sind begrenzt. Nach 6 Monaten sollte die Notwendigkeit für eine Fortsetzung der Therapie überprüft werden. Die Behandlung sollte überdacht werden, falls innerhalb von 9 Wochen keine klinische Besserung erreicht wird. Bei Kindern mit niedrigerem Körpergewicht kann die Wirkung schon mit niedrigeren Dosen erreicht werden.

Zwangsstörung

Bei erwachsenen und älteren Patienten beträgt die empfohlene Dosis 20 mg/Tag. Bei einigen Patienten kann die Dosis schrittweise bis auf höchstens 60 mg erhöht werden. Die Behandlung mit Fluoxetin sollte überdacht werden, wenn es innerhalb von 10 Wochen nicht zu einer Besserung kommt. Die Dosis sollte individuell angepasst und die niedrigste wirksame Dosis gegeben werden. Zur Behandlungsdauer gibt es keine klinischen Studien. Die Notwendigkeit der Behandlung sollte regelmäßig überprüft werden. Es wird eine begleitende Verhaltenstherapie bei Patienten, die gut auf die Pharmakotherapie angesprochen haben, empfohlen.

Bulimie

Bei erwachsenen und älteren Patienten beträgt die empfohlene Dosis 60 mg/Tag. Langzeitwirksamkeit, die über 3 Monate hinausgeht, wurde nicht nachgewiesen.

Ältere Patienten

Vorsicht ist geboten bei jeder Dosiserhöhung Eine Tagesdosis von 40 mg sollte nicht überschritten werden. Die empfohlene Höchstdosis beträgt 60 mg/ Tag.

Eingeschränkte Leberfunktion/Wechselwirkungen mit Fluoxetin

Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion oder bei Patienten, die zusätzlich andere Arzneimittel einnehmen, bei denen es zu Wechselwirkungen mit Fluoxetin kommen kann, sollte eine niedrigere Dosis oder die Einnahme in größeren Abständen (z. B. 20 mg jeden 2. Tag) in Betracht gezogen werden.

Absetzsymptome bei Beendigung einer Behandlung mit SSRIs

Um das Risiko von Absetzerscheinungen zu verringern, sollte bei Beendigung einer Therapie mit Fluoxetin die Dosis schrittweise über einen Zeitraum von mindestens ein bis zwei Wochen reduziert werden. Ein plötzliches Absetzen ist zu vermeiden. Bei stark beeinträchtigenden Absetzerscheinungen sollte eventuell die zuletzt eingenommene Dosis erneut eingenommen werden, um diese dann nach Anweisung des Arztes in nunmehr kleineren Schritten zu reduzieren.

Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen bei Patienten, die mit Fluoxetin behandelt wurden, waren:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Müdigkeit
  • Diarrhö

Schweregrad und Häufigkeit von Nebenwirkungen können im Verlauf der Behandlung abnehmen und führen im Allgemeinen nicht zu einem Abbruch der Behandlung.

Wechselwirkungen

  • Irreversible nicht-selektive Monoaminoxidasehemmer → Kontraindizierte Kombination
  • Metoprolol (eingesetzt bei Herzinsuffizienz) → Kontraindizierte Kombination, da Fluoxetin das Risiko für Nebenwirkungen von Metoprolol wie z.B. eine ausgeprägten Bradykardie, erhöhen kann,durch Hemmung des Metabolismus von Metoprolol
  • Tamoxifen→ pharmakokinetische Interaktion zwischen CYP2D6-Inhibitoren und Tamoxifen mit 65-75%iger Reduktion der Plasmaspiegel von Endoxifen, einer der aktiveren Formen von Tamoxifen, wurde in der Literatur beschrieben. Eine reduzierte Wirksamkeit von Tamoxifen wurde bei gleichzeitiger Anwendung mit einigen SSRI Antidepressiva in einigen Studien berichtet.
  • Alkohol
  • MAO-A-Hemmer einschließlich Linezolid und Methylenblau.
  • Mequitazin → Risiko für Nebenwirkungen von Mequitazin (wie z.B. QT-Zeitverlängerung) erhöht, da Fluoxetin den Metabolismus von Mequitazin hemmt.
  • Phenytoin → Veränderungen der Blutspiegel möglich.
  • Arzneimittel mit serotonerger Wirkung (Lithium, Tramadol, Triptane, Tryptophan, Selegilin (MAO-B-Hemmer), Johanniskraut (Hypericum perforatum).
  • QT-Intervall-Verlängernde Verbindungen wie z.B Antiarrhythmika der Klasse IA und III, Antipsychotika (z.B. Phenothiazinderivate, Pimozid, Haloperidol), trizyklische Antidepressiva, bestimmte antimikrobielle Substanzen (z.B. Sparfloxacin, Moxifloxacin, Erythromycin IV, Pentamidin), Anti-Malaria-Medikamente, insbesondere Halofantrin und bestimmte Antihistaminika (Astemizol, Mizolastin).
  • Arzneimittel, die die Hämostase beeinflussen (orale Antikoagulanzien unabhängig vom Mechanismus, Plättchenaggregationshemmer einschließlich Acetylsalicylsäure und NSARs)
  • Cyproheptadin → Es gibt einzelne Fallberichte einer verminderten antidepressiven Wirkung von Fluoxetin, wenn Fluoxetin in Kombination mit Cyproheptadin eingenommen wird.
  • Arzneimittel, die eine Hyponatriämie auslösen(z.B. Diuretika, Desmopressin, Carbamazepin und Oxcarbazepin).
  • Arzneimittel, die die Krampfschwelle senken(z.B. trizyklische Antidepressiva, andere SSRI, Phenothiazine, Butyrophenone, Mefloquin, Chloroquin, Bupropion, Tramadol).
  • Andere Arzneimittel die durch CYP2D6 metabolisiert werden(wie z.B. Flecainid, Propafenon und Nebivolol) und solchen die aufdosiert werden, aber auch mit Atomoxetin, Carbamazepin, trizyklischen Antidepressiva und Risperidon.

Kontraindikationen

Fluoxetin ist in folgenden Fällen kontraindiziert:

  • bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • in Kombination mit irreversiblen nichtselektiven MAO-Hemmern (z.B. Tranylcypromin)
  • in Kombination mit Metoprolol, wenn Metoprolol bei Herzinsuffizienz eingesetzt wird

Schwangerschaft

Einige epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass das Risiko für Fehlbildungen am Herzen von Kindern erhöht ist, wenn die Mutter während des ersten Drittels der Schwangerschaft mit Fluoxetin behandelt wurde. Das Risiko für Fehlbildungen am Herzen liegt in der Größenordnung von zwei Fällen pro 100 Neugeborenen unter Fluoxetinbehandlung im Vergleich zu einem Fall pro 100 Neugeborenen für die Gesamtbevölkerung.

Daten aus epidemiologischen Studien deuten außerdem darauf hin, dass die Anwendung von SSRI in der Schwangerschaft, insbesondere im späten Stadium einer Schwangerschaft, das Risiko für das Auftreten einer primären pulmonalen Hypertonie bei Neugeborenen (PPHN, auch persistierende pulmonale Hypertonie genannt) erhöhen kann. Das beobachtete Risiko lag
bei etwa 5 Fällen pro 1000 Neugeborenen. In der Gesamtbevölkerung treten 1 bis 2 Fälle von PPHN pro 1000 Neugeborenen auf.

Obwohl Fluoxetin während der Schwangerschaft gegeben werden kann, ist Vorsicht angebracht, besonders während der Spätschwangerschaft und kurz vor der Geburt, da die folgenden Wirkungen bei Neugeborenen berichtet wurden:

  • Irritabilität
  • Zittern
  • Muskelhypotonie
  • anhaltendes Schreien
  • Schwierigkeiten beim Saugen und Schlafen

Diese Symptome können entweder für serotonerge Wirkungen oder ein Entzugssyndrom sprechen. Der Zeitpunkt des Auftretens und die Dauer der Symptome können mit der langen Halbwertszeit von Fluoxetin (4–6 Tage) und seines wirksamen Metaboliten Norfluoxetin (4–16 Tage) zusammenhängen.

Darüber hinaus weisen Beobachtungsdaten auf ein erhöhtes Risiko (weniger als das 2-Fache) für eine postpartale Hämorrhagie infolge einer Exposition gegenüber SSRI/SNRI innerhalb
des Monats vor der Geburt hin.

Stillzeit

Es ist bekannt, dass Fluoxetin und sein Metabolit Norfluoxetin in die Muttermilch übergehen. Bei gestillten Säuglingen wurden Nebenwirkungen beobachtet. Wenn eine Behandlung mit Fluoxetin für notwendig angesehen wird, sollte ein Abstillen überdacht werden. Wird dagegen weiterhin gestillt, sollte die niedrigste wirksame Dosis von Fluoxetin verschrieben werden.

Verkehrstüchtigkeit

Fluoxetin hat keinen oder nur einen geringfügigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Obwohl gezeigt wurde, dass Fluoxetin die psychom*otorische Leistung von gesunden Probanden nicht beeinflusst, könnte jedes Arzneimittel mit Wirkung auf die Psyche das Urteilsvermögen oder die Fertigkeiten beeinflussen. Den Patienten muss geraten werden, so lange nicht Auto zu fahren oder gefährliche Maschinen zu bedienen, bis sie sicher sind, dass ihre Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt ist.

Anwendungshinweise

Die langen Eliminationshalbwertszeiten von Fluoxetin und Norfluoxetin sollten im Hinblick auf pharmakodynamische oder pharmakokinetische Wechselwirkungen beachtet werden (z B. beim Umstellen von Fluoxetin auf ein anderes Antidepressivum).

Alternativen

Neben Fluoxetin sind weitere SSRI auf dem deutschen Markt zugelassen:

  • Citalopram
  • Escitalopram
  • Fluvoxamin
  • Paroxetin
  • Sertralin

Unterschiede der Vertreter

Citalopram, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin werden langsam resorbiert und besitzen eine Halbwertszeit von ca. 20 Stunden. Die lange Halbwertszeit kann zu einer Kumulation des jeweiligen Wirkstoffes führen.

Die Wirkstoffe Fluoxetin und Norfluoxetin (Metabolit des Fluoxetins) besitzen sehr lange Plasmahalbwertszeiten von 2 bis 4 Tagen bzw 7 Tagen.

Interaktionspotential

  • Fluoxetin und Paroxetin inhibieren das Cytochrom P450 Isoenzym CYP2D6
  • Fluvoxamin inhibiert CYP1A2 sowie CYP2C19
  • Citalopram, Escitalopram und Sertralin weisen ein geringes Interaktionspotenzial auf

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:

309.33 g·mol-1

Mittlere Halbwertszeit:

ca. 66.0 H

Q0-Wert:

0.85

Kindstoff(e):

Fluoxetin hydrochlorid

Autor:

Dr. Isabelle Viktoria Maucher (Apothekerin), Nurcan Alnouri (Apothekerin)

Stand:

24.06.2019

Quelle:

  1. Fachinformation Fluoxetin-ratiopharm
  2. Medizinische Chemie: Targets und Arzneistoffe, Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth

Abbildung

Adapted from „Serotonin Pathways and SSRIs”, by BioRender.com

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